Als der Paketbote heute das Haus betrat, fing zumindest im Kopf schon das Wochenende an.
Neben einer Reihe Whiskys für unsere kommenden Verkostungen und unser Adventsgesteck wartete der Karton auch mit einem kleinen rosafarbenen Bonbon für mich auf. Rosafarben? Ja, rosafarbene Tube, rosafarbenes Etikett, aber der Flascheninhalt sah zumindest so aus wie er sein sollte: Goldglänzend und vielversprechend.
Über die Farbgebung mag man geteilter Meinung sein, aber wer Kilkerran auf dem Schirm hat, weiß, dass der Vorgänger z.B. Baby blau war. Also Marketing, na egal. Hauptsache der Inhalt passt und das tut er.
Die Nase findet als erstes eine frische Frucht in Richtung rotgoldener, herbstlicher Apfel. Auch finde ich hier eine ausgeprägte Honigsüße und natürlich die Eiche aus den verwendeten Bourbon-Fässern.
Im Mund macht sich zuerst eine angenehme Süße breit, Aromen von Nüssen, leicht pfeffrig. Im Abgang bleibt eine sehr angenehme trockene Süße.
Fazit: Wie seine Vorgänger aus den Bourbonfässern macht mir dieser junge Whisky viel Freude. Er gehört auf jeden Fall zu meinen derzeitigen Lieblingen und bekommt eine bedenkenlose Empfehlung für alle Eichenfreunde. Kilkerran gehört generell zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Bourbonfasslagerung.
Er lässt uns mit großer Spannung auf die erste Standardabfüllung warten. 2016 ist es soweit, der 12-Jährige Kilkerran wird in der Destillerie Glengyle das Licht der Welt erblicken.
Im Jahre 2000 wurde die Destillerie gekauft und vier lange Jahre renoviert. Das größte Problem hier muss wohl die Gebäudereinigung von Taubenhinterlassenschaften gewesen sein, die sich in den 75 Jahren seit der letzten Destillation in unvorstellbarer Menge angesammelt hatten. Das erinnert mich an einen Ausspruch meiner damals im Kindergartenalter befindlichen Tochter, nach einem Besuch in Köln: „Papa, die blöden Tauben scheißen den ganzen Dom kaputt“ Das Ganze mit schreckgeweiteten Augen und wirklich großem Entsetzen. 🙂 Zum Glück stehen sowohl der Dom als auch die Destillerie heute noch.
2004 wurde dann das erste Destillat abgefüllt und reift seit dem beständig vor sich hin. Den Destillerienamen wollte und konnte man nicht verwenden, da es zum einen bereits einen blended Highland Malt unter diesem Namen gab und zum anderen die Namensrechte auch nicht gesichert werden konnten. Also entschied man sich für Kilkerran, das sich aus dem gälischen Namen der ersten Siedlung ableitet und heute Campbeltown heißt.
Sláinthe!
Markus