Auswärtsspiel!
Nach einem dienstlich erforderlichen, vormittäglichen Aufenthalt auf der schönen Aachener Automeile hieß es nach kurzem Boxenstop Zuhause um 14:00 Uhr Abfahrt in Richtung Neuland. Neuland, zumindest für mich. Ähnlich der diesjährigen Annäherung unserer geliebten Kanzlerin an das ihr bis Dato völlig unbekannte Internet, galt es sich auf das Sauerland einzulassen. Über die ersten Ängste half mir der pilotierende Eingeborene hinweg. Beruhigend auf mich einredend, zeigte mir Uwe bereits unterwegs diverse beachtenswerte Eigenheiten des Sauerlandes und der darin lebenden Westfalen auf. Wer einen Westfalen seinen Freund nennen darf, weiß wie beruhigend diese Gattung Homo Sapiens sein kann. Knapp zweieinhalb Stunden und 240 Km später wurden wir bereits von unseren Gastgebern erwartet. Beeindruckende Täler, bestes Wetter, feinster Kuchen und ein großer Pott Kaffee gaben dem Sauerländer Motto „Mi casa esta tu casa“ direkt den richtigen Rahmen. Auch der Hinweis auf die im Keller lagernden selbstgemachten Frikadellen des Hausherren blieb nicht ungehört. Zwei der äußerst leckeren Gesellen blieben sogar noch für den am nächsten Tag stattfindenden Brunch über. 😉
Nochmals vielen Dank an Steffi und Martin für die perfekte Unterbringung!
Unser heutiges Tasting folgte auf Einladung des Korpssprechers der Bredelarer Klosterschützen, Martin Gödde. Der geschmack- und stilvoll eingerichtete Raum gab unserem Vortrag einen würdigen Rahmen. Nachdem der Aufbau erledigt war, nutzen wir die verbleibende Zeit noch für eine kurze Orientierungsfahrt durch Uwes frühere Wirkungsstätten sowie einen Kurzbesuch bei Oma Christa. Hierbei fielen 3 Sachen auf:
1. 1.) Mir war bis Dato unbekannt wie viele Elternhäuser der Durchschnittswestfale vorweisen kann.
2 2.) Straßenbau NRW sollte neue Schwerpunkte setzen und zumindest die Hauptverkehrsader zwischen Giershagen und Adorf auf eine ganze Fahrspur ausbauen und zum Befahren mit Personenkraftwagen vorbereiten. 😉
A 3.) Auch westfälische Mütter freuen sich extremst über unangemeldeten Besuch aus der rheinischen Tiefebene und lassen dafür sogar die beste Graupensuppe der Welt kalt werden.
Zurück am Ort unserer abendlichen Wirkungsstätte begann unser Vortrag pünktlich um 20:00 Uhr.
Die versammelten Klosterschützen ließen sich unseren Eröffnungslikör schmecken und fielen durch wirkliches Interesse und große Bereitschaft auf, sich auf teilweise Neues einzulassen. Der Likör, ein Drambuie, überzeugte mit der für ihn typischen süßen Malznote. Nach einem Ausflug in die Geschichte des Whiskys folgte ein 15 Jähriger Dalwhinnie, der den ersten Kontakt mit dem Joker Heidekraut ermöglichte. Auf die Einführung in die unterschiedlichen Whiskyfamilien ließen wir uns einen Knockando 12 Jahre schmecken. Gut wahrnehmbare Fruchtnoten gefolgt von Vanille und nussigen Aromen bestätigten hier unsere Wahl.
Über die Herstellung des Whiskys gelangten wir zum ersten Geschmackshighlight des Abends: der Balvenie Double Wood, 12 Jahre, fiel durch seine Nachreifung und den damit verbundenen Sherry- und Orangenaromen auf. Die Einführung in die Einflussfaktoren auf die Whiskyreifung ebneten den Weg für die erste Herausforderung des Abends. Der Talisker 10 wurde ausgeschenkt, ein bisher für die Anwesenden völlig Unbekannter. Spätestens nach der nasalen Annäherung wurde auch dem Letzten bewusst, dass sich hier kein Softie mehr im Glas befand. Den offiziellen Abschluss des Abends krönte ein einprägsamer Insulaner: Der Ardbeg Ten! In der Nase rauchig süß, mit viel Torf, salzigen Citrusaromen und einer mir immer sehr angenehmen Jodhaltigkeit. Ein typischer Vertreter der schönen Insel Islay. Die Meinungen lagen beim Ardbeg allerdings weit auseinander. Wer allerdings „Grünen Arolser“ nach dem Essen zu sich nehmen kann, wird einen Ardbeg problemlos überstehen. Überstehen, nicht zwangsläufig mögen. Wobei man sich bewiesenermaßen an einen Ardbeg gewöhnen kann, zum Konsum des „Grünen“ zwingt einen ausnahmslos die medizinische Notwendigkeit. 😉
Unser in der Regel zweieinhalb Stunden andauernder Vortrag endete dank der wirklich interessierten und wissbegierigen Anwesenden um kurz nach zwölf mit einer furiosen Wurst- und Käseplatte. Auch hier konnte das Sauerland bei mir fürchterlich punkten: Eine wirklich herzliche Gastfreundschaft mit tollen lukullischen Höhepunkten, gebettet in eine fantastische Landschaft werden bei mir doch tatsächlich zum Besuch eines der sagenumwobenen Schützenfeste in Uwes Heimat führen. Hatte ich diesen Besuch doch diesen Sommer noch aus Angst vor den vielen heidnischen Bräuchen der wilden Sauerländer vor mir hergeschoben, wird er im kommenden Jahr sicherlich stattfinden. Einzig den Ort muss ich mir noch aussuchen. Örtchen mit 300 Einwohnern haben hier Schützenhallen, die problemlos 1500 Menschen fassen können und dies auch jedesmal wieder tun. Auch die Dauer eines dortigen Schützenfestes übertrifft alles mir bisher bekannte. Wir werden sehen. 🙂
Ich freue mich auf jedenfall auf ein Wiedersehen!
Markus