Die Überfahrt auf die grüne Insel gelang mit Hilfe eines irischen Trinkspruches recht mühelos:
Here´s to a long life and a merry one.
A quick death and an easy one.
A pretty girl and an honest one.
A good whisky and another one
Der erste Vertreter im Glase war ein waschechter Ire: Der Greenore 8 fängt einen sofort mit der typischen „grünen Wiese“ in der Nase ein. Mit geschlossenen Augen habe ich direkt dieses Bild vor Augen. Frisches, saftig grünes Gras und strahlend blauer Himmel. Hiernach kommt die irische Süße, etwas Honig und natürlich auch der Klebstoff in der gelben Tube deutlich zum Tragen. Beim Greenore handelt es sich um einen Single Grain Whiskey, 8 Jahre lang in ex Bourbon-Fässern gelagert bringt er die typische Süße auch geschmacklich mit. Feine Getreidenoten, etwas Honig und auch Orangenaromen finde ich hier immer wieder. Leider ist der Gute derzeit nicht oder nur schwer zu bekommen.
Nach einem Ausflug in die Geschichte irischer Destillerien, deren Anzahl von 29 legalen Destillerien in 1885 auf nur noch 4 aktive Destillerien Anfang diesen Jahrhunderts zurück ging, können wir uns nun wieder über 9 Destillerien freuen, die produzieren aber noch nicht alle abfüllen. Gut Ding will eben Weile haben……..
Auch essenstechnisch ging es nun auf die Insel. Zwei wirklich auf den Punkt gegarte Lammkoteletts mit grünen Bohnen und Kartoffelecken wurden von einer Soße umrahmt die ihresgleichen sucht. Mehr Irland auf dem Teller geht nicht, wirklich kulinarische Spitzenklasse.
Um die Gäste hiernach wieder in den Bann ziehen zu können, musste es schon ein ordentliches Stück Destillationskunst sein. Dreifach destilliert, das Ganze in Pot Stills und mit einem gelben Punkt versehen. 😉 Wer dabei war weiß jetzt schon wovon ich rede, der große Bruder des Green Spot. Der Name ist aufgrund der unterschiedlichen Farbmarkierungen auf den lagernden Fässern entstanden, die der Brennmeister damals zur Qualifizierung der Destillate aufbrachte. Zur genauen Beschreibung des Yellow Spot geht´s hier lang:
http://tasting-team.de/blog/?p=228
Dieser wirklich tolle Whiskey hat auch die letzten Vorbehalte gegenüber irischen Whiskeys dahinschmelzen lassen. Hier waren sich alle Anwesenden einig, dieser Vertreter ist ein herausragender. Allerdings hat auch er das weit verbreitete Problem der Endlichkeit, ich hoffe aber dass er uns noch ein paar Tage zur Verfügung stehen wird.
Einen Ausflug in die bewegte irische Geschichte, beginnend mit der ersten Besiedelung ca. 7000 v.Chr. zeigte die wirklich interessante Entwicklung des Inselvolkes bis in Jahr 1998 und dem zugehörigen Karfreitagsabkommen. Auch vor schockierenden Bildern machten wir nicht halt. Wie am Vortragsabend heißt es nun stark sein oder nicht hinschauen:
Mich persönlich schmerzt das linke Bild doch etwas mehr, die Prohibition war eine harte Zeit für die Iren, hier ging einmal mehr die komplette irische Wirtschaft in die Knie und man fand lange Jahre den Anschluss nicht mehr. Zum Glück befindet sich der irische Whiskey mittlerweile wieder im Aufwind und schaut in eine vielversprechende Zukunft. Ich denke die Drohung der Damen wurde auch damals schon mit einem „Slainté“ mannhaft hingenommen und man(n) wusste sich seinem Schicksal zu fügen. 😉
Bevor wir uns nun dem finalen Whiskey zuwendeten gab es erst einmal den letzten Gang des Abends: Irish Coffee Cake mit Vanilleeis und Kürbiskernöl. Auch hier bewies das Café von Sturm erneut seine Ausnahmeklasse. Die Verarbeitung feinster Schokolade zu einem im Mund schmelzenden Kuchen habe ich noch nie vorher so erlebt und genossen. Dies war eine weitere Bestätigung für die große Fangemeinde der süßen von Sturm Kreationen.
Wir haben im Vorfeld lange überlegt wie man dieses kulinarische Tasting würdevoll abschließen könnte. Als einzige Möglichkeit blieb nur etwas Rauchiges über. Rauch in irischen Whiskeys? Nicht wirklich, oder? Na klar, einen Vertreter gibt es auch auf der grünen Insel:
Der Connemara 12 vereint die typisch irische Milde mit den rauchigen Aromen der schottischen Inselwelt, hier allen voran die der Insel Islay. Mit seinem vollen Geschmack nach Torfrauch, gemälztem Getreide, Vanille, reifen Früchten und einer leichten Honigsüße harmonisierte er perfekt mit dem gebotenen Dessert. Dieser Connemara ermöglicht auch Whisk(e)yfreunden ohne bisherige Berührungen mit über Torfrauch gedarrtem Getreide einen Einstieg in diesen sehr speziellen Bereich der schottischen Destillate.
Mittlerweile versuchen sich weltweit viele Destillerien an rauchigen Abfüllungen, sei es direkt während der Herstellung des Destillats als auch im finishing der Whisk(e)ys, d.h. während der Lagerung des Produktes in gebrauchten Fässern, in denen vorher bereits rauchiger Whisky lagerte. Einer meiner persönlichen Favoriten der letztgenannten Gattung ist der Balvenie Islay Cask. Alle Stärken eines Balvenie abgerundet mit dem Rauch der Insel. Einfach perfekt. 🙂
Einfach perfekt war auch dieser Abend, rundum zufrieden und geschmacklich völlig zufriedengestellt blieb uns nur der Dank an Astrid und Jörg Freyer und deren tolles Team für die reibungslose Abwicklung und das perfekte Vier-Gänge-Menü in stilvollem Ambiente. Ein großer Dank geht auch an unsere Zuhörer die, trotz der Dauer und des tatsächlich in geringer Dosis vorhandenen Alkoholgehaltes in unseren Getränken, bis zum letzten Satz aufmerksam waren und mit ihren Fragen, Kommentaren und Geschichten nicht unerheblich zum guten Gelingen des Abends beigetragen haben. Einig waren sich alle Anwesenden:
Dies war mit Sicherheit nicht die letzte Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Café von Sturm. Erste Planungen laufen bereits und wir werden frühzeitig den nächsten Termin bekanntgeben.
Bis dahin bleibt alle gesund und einem guten Dram nicht abgeneigt.
Uwe & Markus